In Sichtweite, von Alois Hotschnig
von links nach rechts: Peter Gstettner, Hanzi Kohlenprath, Alois Hotschnig, Edgar Unterkirchner
Fotocredits: Robert Musil-Institut
Im Sommer 2016 trat Alois Hotschnig in Kontakt mit Hanzi Kohlenprath. Aus den Gesprächen – fragend nach den Erinnerungen Hanzi Kohlenpraths (1939) an das Geboren sein und Heranwachsen an der Straße die zum Loibl führt, verfasste der Innsbrucker Autor – mit Kärntner Wurzeln – die Erzählung “In Sichtweite”.
Zitat aus “In Sichtweite”: “Ich bin mit den Frauen aufgewachsen. Der Vater war nicht vorhanden. ’41 ist er eingezogen worden. Der Vater kommt nie vor. Höchstens, wie noch der Bruder gelebt hat, also vor meinem oder bei meinem dritten Geburtstag, dass ich ihn beim Mähen gesehen habe. Da haben wir mit dem Bruder zugeschaut, wie der Vater die Wiese gemäht hat. Er ist jeden Sommer zum Heimaturlaub gekommen. Ernteurlaub. Weil wir eine oder zwei Kühe gehabt haben und das unter Landwirtschaft gelaufen ist, haben wir auch weniger Lebensmittel-Karten gekriegt. Aber die Kuh hat kein Futter gehabt und deshalb keine Milch gegeben.” Zitat Ende
Auszüge aus der Erzählung “In Sichtweite” wurden im Robert Musil-Institut vom Autor selbst gelesen. Edgar Unterkirchner begleitete mit einfühlsamen Klängen am Saxofon und Percussion die Lesung. Zum Thema einführende Worte kamen von Peter Gstettner, Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška.
Zitat aus der Einleitung Peter Gstettners: “Auf jedem Fall dürfen wir hier von einer Sternstunde der Produktion von Zeitzeugenliteratur sprechen: Ein einfühlsamer Autor, der nicht nur gut zuhören kann, sondern der auch selbst Erfahrungen mit persönlichen Geschichten in Kärnten gemacht und darüber geschrieben hat, trifft auf einen Zeitzeugen, der sich ihm öffnet und ihm Teile seiner Lebensgeschichte erzählt, Episoden, die alle etwas mit der Loibltalstaße zu tun haben, die im vorigen Jahrhundert noch Lebensmittelpunkt der Familie Kohlenprath war. Vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war diese Straße Schauplatz und Spiegelbild von sozialen Umbrüchen, menschlichen Tragödien, von militärischen Vorstößen, Rückzügen, Auflösungserscheinungen und Zusammenbrüchen.” Zitat Ende
9. Juni 2017, Robert Musil-Institut
Aufgezeichnet von Stefan Schweiger, 9. Juni 2017
Begrüßung
1:40 – 18:50
Einführung, Peter Gstettner
18:50 – 1:17:35
Lesung, Alois Hotschnig
Musik, Edgar Unterkirchner
Redaktorica: Asja Boja